Fechenbach

Unterfranken

Schloßbräu Fechenbach - 1865 bis 1943

97903 Collenberg - Fechenbach

Laut Bevölkerungserhebung von 1861 ist auf dem Anwesen Fechenbach Nr. 19 Anton Klappenberger, Metzger und Bierbrauer, mit seiner Familie ansässig. Wann er die Brauerei angefangen hat, ist bis heute nicht genau bekannt. Vermutlich war es um 1865 der Fall. Am Eingang eines ehemaligen Bierlagerkellers ist die Jahreszahl 1866 eingemeißelt, ebenso die Initialien AKB (Anton Klappenberger Bierbrauer).

Joseph Anton, der Sohn von Anton, geboren am 30.8.1870, erscheint im Gewerbeverzeichnis von 1898 als Bierbrauer und Wirt der Gaststätte "Stadt Aschaffenburg". In der Bürgerliste von 1900 ist Joseph Anton Klappenberger als Bierbrauer verzeichnet und hat drei Steuerstimmen. Der reichste Ortsbürger, Freiherr von Bethmann, hatte 39 Steuerstimmen, der nächste, der Mehlhändler Louis Strauß, 5.

Ein Plan für eine zu errichtende Kühlanlage aus dem Jahre 1902 zeigt ein doppelstöckiges Kellergebäude mit Sudhaus, Malzkeller, Gärkeller, Vorkeller, Lagerkeller, unteren Keller und Eiskeller. Aus dem gleichen Jahr liegt ein Baugesuch des Joseph Anton Klappenberger für eine Einschänke vor. In der Heberolle der Brauerei- und Mälzereiberufsgenossenschaft von 1914 war er ebenfalls eingetragen.

Während des Ersten Weltkriegs war er gezwungen das Bierbrauen zeitweise einzustellen, weil er einrücken musste. Er ließ in dieser Zeit in der Burgbrauerei Stadtprozelten im Lohn sieden.

Die Brauerei hatte damals ein Sudwerk mit einer Schüttung von 2.9 Dz Malz, die Gärgefäße fassten 60 hl und die Lagerkapazität betrug ca. 500 hl Bier. Eine 15 PS-Dampfmaschine war installiert, ebenso eine künstliche Eiserzeugung mit 12 Ztr Leistung/Tag.

Im Steuerverzeichnis von 1928/29 wird Frau Anna Klappenberger als Bierbrauerin aufgeführt. Sie ist die Mutter von Adolf Klappenberger. 1932 erscheint wieder Joseph Klappenberger in der Einwohnerliste als Bierbrauer. 1936 ist wiederum Sohn Adolf als Bierbrauer in der Liste der Gewerbebetriebe verzeichnet. Von Interesse ist auch eine aktenkundige Beschwerde der Schlossbrauerei aus dem Jahre 1936 bei der DAF (Deutsche Arbeitsfront), weil die Gemeinde Ortsbiersteuer auch auf das an die Steinhauerwerkplätze am Main gelieferte Bier erhebt.

Im Haushaltsverzeichnis vom 1.12.1945 findet sich Frau Anna Klappenberger. Sie verstarb 1956. Sohn Adolf starb unverheiratet 1975.

Er musste 1939 zum Kriegsdienst einrücken. Es ist anzunehmen, dass als Folge 1940 die Brauerei stillgelegt wurde. Adolf kehrte zwar aus dem Krieg zurück, die Brauerei wurde aber nicht mehr in Betrieb genommen.

Zur Abwendung eines drohenden Zwangsversteigerungsverfahrens waren der Gemeinde Fechenbach Grundstücke der Familie Klappenberger übereignet worden, die alle mit Sicherungshypotheken belastet waren. Diese waren eingetragen zugunsten der Brauerei Lutz in Kreuzwertheim und des Kaufmanns Heinrich Wissler in Aschaffenburg, der dann die Liegenschaften aus dem später eingeleiteten Zwangsversteigerungsverfahren für 22.000 RM erwarb.

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