Alzenau

Unterfranken

Brauerei Stein -1798 bis 1973

63755 Alzenau
Ihre Ursprünge reichen in das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. 1798 wendet sich der Küfer Johann Trageser an die Kurfürstlich Hohe Landesregierung mit der Bitte ihm die Schildgerechtigkeit samt Braurecht für sein Anwesen, "zwischen Heinrich Ritter und der Kahl" gelegen, zu erteilen. Wörtlich heißt es in seinem Antrag:

"Ich bin meiner Profession ein Bender; auf dieß aber und meinen wenigen Feldbau bin ich nicht im Stande, mich und meine zahlreiche Familie zu ernähren; besonders, wo wegen der Nähe der Stadt Aschaffenburg, auch bei den besten Weinjahren, die Freigerichtler ihre nötige neue Fässer in Aschaffenburg kaufen oder daselbst verfertigen lassen; mithin habe ich als Bender das ganze Jahr durch wenig - fast gar keine Nahrung; und nur hie und da den unbedeutenden geringen Verdienst von Reparatur alter Fässer."

Er hat das Braurecht erhalten. Damit war diese Brauerei um 1800 erst die zweite - neben Hörstein - im bayerischen Teil des Freigerichts.

Johann Tragesers Sohn Peter übernahm 1819 die Brauerei, die er 1835 an Valentin Funk verkaufte. Dieser erweiterte das Anwesen, hatte aber vermutlich keinen großen Erfolg, denn Ende der 70er Jahre ging er in Konkurs. Aus der Konkursmasse des heruntergewirtschafteten Betriebs erwarb sie 1879 der Lehrersohn Emil Stein (1845-1926) für 24.500 Mark. Anfangs braute er nur für die eigene Wirtschaft, doch bald belieferte er auch andere Gaststätten. Die einzige Tochter, Wilhelmine, heiratete 1905 den Apotheker August Zieglwalner, der zum Bierbrauer umschulte und den Betrieb recht erfolgreich weiterführte. Bereits 1906 erweiterte und modernisierte er die veralteten Anlagen. 1912 übernahm er die Geschäftsführung und das Eigentum der Brauerei. Die um 1830 entstandene zweite Alzenauer Brauerei und Gastwirtschaft Hock wurde 1923 übernommen. August Ziegl-walner verunglückte am 4. 2. 1925 auf tragische Weise. Ein Vetter von Frau Zieglwalner, Dr. Eugen Kerber, führte nun die Geschäfte weiter. Die allgemeine wirtschaftliche Depression Anfang der 30er Jahre machte natürlich auch vor der Brauerei Stein nicht halt. Nur mühsam konnte die Talfahrt bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wieder wettgemacht werden. Nach dem Krieg, mit Beginn des Wirtschaftswunders, setzte ein Aufschwung ein, der in der Brauerei zahlreiche Investitionen auslöste: Würzekühlanlage, Erweiterung der Lagerkeller und des Gärkellers. Dem Anstieg des Flaschenbieranteils trug man Rechnung durch die Installation einer modernen Flaschenfüllerei mit einer Stundenleistung von 10000 Flaschen. Dr. Kerber war in der Zwischenzeit alleiniger Geschäftsführer.

Die in den 60er Jahren einsetzende Sättigung des Biermarktes machte sich immer stärker bemerkbar. Die Großbrauereien im Raum Aschaffenburg - Frankfurt setzten der einzigen im Kahlgrund verbliebenen Privatbrauerei immer mehr zu und so wurde sie im Januar 1973 stillgelegt. Die Kundschaft übernahm die Binding-Brauerei. Die Brauereigebäude wurden 1978 und 1992 abgerissen.

Heute erinnert nichts mehr an die einst blühende Brauerei Stein. Abgesehen von einer Gasthofbrauerei gibt es heute im Kahlgrund keine Brauerei mehr.

weiter Infos: www.brauereigeschichte.de

   
Brauerei und Gaststätte 1930 Brauerei LKW 1928

Kronenbrauerei Johann Hock -1833 bis 1923

63755 Alzenau

"Die Prüfungskommission des Vereins der bürgerlichen Bier-Brauer der Königlich Bayerischen Kreis-Hauptstadt Würzburg beurkundet hiermit, dass der Bürger und Bierbrauergeselle Nikolaus Sittinger, gebürtig von Dettingen, ansässig in Alzenau, seines Gewerbes im Bierbrauen von dem hiesigen Stadt-Magistrate zur Erprobung seiner Gewerbsfähigkeit unterm 5ten März admittirt und bei der heute mit ihm vorgenommenen Prüfung zur selbständigen Ausübung des Gewerbes eines Bierbrauers vollkommen tüchtig befunden worden".

Mit dieser Bescheinigung von 1830 erlangte Nikolaus Sittinger das Recht, das Wirtshaus "Zur Goldenen Krone" betreiben zu dürfen. Sittinger begann 1833 mit dem Bierbrauen, nachdem er zuvor Haus, Scheuer und Hof mit der radizierten Gastwirtschaft "Zur Krone" von Melchior Kronenberger für 1600 Gulden gekauft hatte. 1848 riss er sämtliche Gebäude ab und errichtete für die stattliche Summe von 11.000 Gulden ein vollkommen neues Gasthaus und ebenso ein Brauhaus. Schon 1796 hatte Kurfürst Friedrich Karl Joseph "auf ewige Zeiten" für das "Krone"-Anwesen das Gewerberecht verliehen.

Von dem Sohn des Nikolaus Sittinger, Christoph, ging das Anwesen auf den Schwiegersohn Johann Hock über. Von nun an nannte sich die "Goldene Krone" "Hocks Brauerei und Hocks Wirtschaft". Die Brauerei muss recht gut eingerichtet und nicht so klein gewesen sein, hatte sie doch eine Sudpfanne mit 40 hl Ausschlagvolumen.

Die Wirtschaft wurde 1920 verpachtet, der Braubetrieb 1923 eingestellt. Mit Kaufvertrag vom 23. Februar 1923 - also mitten in der Inflation - übernahm die Steinbräu in Alzenau das gesamte Inventar, sämtliche Roh- und Hilfsstoffe und Fertigfabrikate zum Preis von 6.100.000 Mark. Monatlich waren mindestens 100.000 Mark zurückzuzahlen. Der Biervorrat betrug zu diesem Zeitpunkt noch 120 hl.

Quelle: www.faust.de